Ulla Lenze
Der Empfänger
In einer Rezension über den Roman Der Empfänger von Ulla Lenze las ich, dass die Hauptfigur ein rückgratloser "Nazi-Mitläufers" sei. Und obwohl mich das zuerst abschreckte, bestellte ich mir das Buch bei dem Buchhändler meines Vertrauens und bereute das nicht.
Sara Mesa
Quasi
Die spanische Schriftstellerin Sara Mesa erzählt in dem Kurzroman Quasi die Geschichte einer ungewöhnlichen Begegnung. Ihre treibende, helle und ohne Umschweife erzählende Sprache zog mich gleich auf den ersten Seiten in ihren Bann. Es ist die Geschichte zweier Menschen, die auf dem ersten Blick ungleicher nicht sein können und die aus dem Befremden ins Vertrauen gehen.
Ulrich Alexander Boschwitz
Menschen neben dem Leben
Ich liebe Bücher, in denen mir die geschilderten Menschen nahe kommen, seien sie auch aus einer ganz anderen Zeit, arm oder reich, mächtig oder ausgegrenzt, widersprüchlich oder gewöhnlich (scheinbar). Dann passiert für mich das, was ich das kleine Wunder des Lesens nenne. Ein Wunder, das wirkte, als ich Menschen neben dem Leben von Ulrich Alexander Boschwitz las.
Monika Helfer
Die Bagage
Da ist dieser besondere Ton von Monika Helfer, der sich grundgütig und mit umkreisender, behutsamer Distanz seinen Figuren nähert.
Lutz Seiler
Stern 111
Zufällig hörte ich im Auto auf WDR 5 ein Interview mit Lutz Seiler. Der Interviewer stellte manche oberflächliche Frage über den Roman Stern 111 und Lutz Seilers souveräne Antworten machten mich neugierig auf das Buch.
Abbas Khider
Palast der Miserablen
Selten hing mir ein Roman auch mehrere Tage nach dem Lesen so nach wie Palast der Miserablen von Abbas Khider. Als hätte ich eine Familie aus einem fernen Land kennengelernt, die mir ans Herz gewachsen und für immer zu verlassen sei. So fühlte sich das nach dem Lesen an. Dieser außergewöhnliche Roman hat mich sehr berührt, sehr unterhalten und sehr nachdenklich gemacht.
Jörg Fauser
Das Schlangenmaul
Da sage noch jemand, die deutsche Literatur habe keinen Raymond Chandler. Auch Jörg Fauser beherrschte diesen lakonischen Großstadtton und übertrug ihn auf deutsche Einsamkeit und Niedertracht.
Marghanita Laski
Herz, sprich lauter
Marghanita Laski entdeckte ich Anfang des Jahres 2020 im Arche-Literaturkalender. Ich wurde neugierig auf den neu übersetzten und bereits 1949 veröffentlichten Roman Herz, sprich lauter.
Jörg Fauser
Rohstoff
Als Mitte der Achtziger Jahre mein Interesse für Literatur geweckt war, las ich auch literatur konkret aus dem Gremliza Verlag. Ich meine, dass ich in einer der Ausgaben zum ersten Mal las, dass Jörg Fauser ein unterschätzter Autor und ein Ausnahmetalent sei.
Philippe Besson
Hör auf zu lügen
Beim Stöbern in einer Buchhandlung zog ich das Buch aus dem Regal und las die erste Seite. Dann las ich sie noch einmal leise mir selbst vor, um zu hören, ob es wirklich ein so wunderbarer Rhythmus ist.
Pedro Mairal
Auf der anderen Seite des Flusses
Ich vermute, dass es nicht sehr viele Schriftsteller gibt, die eine Misere glaubwürdig, humorvoll und spannend zugleich schildern können. Pedro Mairal aus Argentinien kann das.
Leïla Slimani
All das zu verlieren
Was ist das, was uns, obwohl wir scheinbar alles haben, so unzufrieden macht? Woher kommt die Leere, die mit keinem Konsumgut, keinem Geld, keiner Macht und keiner Selbstoptimierung zu füllen ist?
Leïla Slimani
Dann schlaf auch du
Seit geraumer Zeit bin ich süchtig nach französischer Belletristik. Nach und nach lese ich die Gewinner des Prix Goncourt. So kam ich auf den kurzen Roman Dann schlaf auch du von Leïla Slimani.
Sorj Chalandon
Mein fremder Vater
Nachdem ich den Roman Am Tag davor von Sorj Chalandon gelesen hatte und aus der Begeisterung gar nicht mehr herauskam, war ich gespannt auf sein vorheriges Buch, das 2017 bei DTV erschienen ist. Ein Roman, der mich getroffen und gefordert hat.
Sorj Chalandon
Am Tag davor
Manchmal kommen Bücher mit etwas Glück zu mir. Als Am Tag davor im Literarischen Quartet überschwenglich gelobt wurde, dachte ich, dass ich es wohl nicht lesen werde. Bergarbeitergeschichten ziehen mich nicht sonderlich an, vielleicht weil ich als Ruhrgebietskind bereits auf "Kohle geboren" und genug Geschichten gehört hatte.
Bücher: Von vorne bis hinten gelesen
Bücher wie Züge in der Seele, das sind Bücher, die mich berührt, auf höchster Stufe unterhalten, die mich zum Staunen, Lachen und Weinen gebracht haben. Bücher, die originell und wahrhaftig die Unwegbarkeiten des Lebens ausloten. Mehr über Ratatatam - Bücher wie Züge in der Seele.
“Ein Buch ist ein Ding unter vielen, ein totes Ding, bis jemand es öffnet.”
Jorge Luis Borges