Ratatatam - Literatur aus Vergangenheit und Gegenwart

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Sara Mesa

Quasi

Buchcover

Die spanische Schriftstellerin Sara Mesa erzählt in dem Kurzroman Quasi die Geschichte einer ungewöhnlichen Begegnung. Ihre treibende, helle und ohne Umschweife erzählende Sprache zog mich gleich auf den ersten Seiten in ihren Bann. Es ist die Geschichte zweier Menschen, die auf dem ersten Blick ungleicher nicht sein können und die aus dem Befremden ins Vertrauen gehen.

Auf der einen Seite steht Quasi, ein pubertierendes Mädchen, ihr Alter bleibt im Vagen. Quasi entdeckt verwirrt ihre Sexualität und fühlt sich in der Schule gemobbt. Sie schwänzt die Schule. Sie versteckt sich in einem Park zwischen dichten Büschen und sitzt die Zeit ab. Bis ein ungepflegter Mann, der vielleicht die Fünfzig überschritten, ihr Versteck entdeckt und einfach bleibt. Der "Alte", wie er von Quasi genannt werden darf, weiß viel über Vögel und Nina Simone, zwei Leidenschaften, für die er zu leben scheint. Er sucht die Einsamkeit an diesem Platz, den er für sich allein zu haben glaubte, um seinen Vögeln nah zu sein. Ein Mann, der mir beim Lesen wie jene Menschen im Kopf erstand, die draussen Pfandflaschen sammeln und verloren und einsam wirken.

Im Laufe der Handlung gewinnt die Erzählung zunehmend an Spannung, da das Schuleschwänzen natürlich nicht unentdeckt bleiben kann. Aus Vertrauen und Vertrauensbruch erwächst ein Konflikt und am Ende teilen zwei aussergewöhnliche und feinfühlige Menschen ein Geheimnis. Ein Geheimnis, das sie wappnet vor den Zumutungen der Gesellschaft.

Fazit: Quasi ist eine runde Geschichte mit lebensnahen Ecken und Kanten, zudem ein Spiel mit den Erwartungen des Lesers, da in unseren Vorstellungen von Freundschaft eine solche Begegnung in der Regel keinen Platz hat. Zudem kein "Außenseiterroman" , sondern eine Erzählung über das Menschsein. Zudem ein schön aufgemachtes Buch, so wie wir es aus dem Verlag Klaus Wagenbach kennen. Ich las es fast zärtlich.

Ralph Segert ° 24. Mai 2020 ° Rubrik Gegenwartsliteratur