Ratatatam - Literatur aus Vergangenheit und Gegenwart

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Emmanuelle Bayamack-Tam

Arkadien

Illustratives Bild

Mutig, gewagt, am Puls der Zeit. Ein sprachmächtiger Roman über ein 14jähriges Mädchen, das in einer extrem esoterischen und konsumkritischen Sekte lebt. Sie fragt sich, ob ihr Geschlecht undefinierbar bleiben wird. Sie fühlt sich "Queer", was ihre Lust auf Sex und ihr Sehnen nach Liebe nicht entgegensteht, das beschreibt der Roman sowohl in einfühlsamer wie auch in ironischer Weise. Und  Bayamack-Tam schildert ohne Rücksicht auf rigide Mainstream-Erwartungen sexuelle Freizügigkeiten, die bewusst bis zur Grenze des Aushaltbaren getrieben werden, während die Welt ausserhalb der Sekte die Perversion der Entfremdung feiert und Anderssein sanktioniert und verachtet. Dass der Roman auch kulinarisch auf der Höhe der Zeit ist, dazu passt das sprachliche Festmahl mit den fein und herb und scharf gewürzten Sätzen. Nach der unterhaltsamen Lektüre, bei der ich oft gelacht habe, wurde mir einmal mehr bewusst: Was dir die Welt auch abverlangt, mit Humor wird vieles leichter, selbst das Anderssein. — Arkadien beim Secession Verlag.

Ralph Segert ° 10. März 2021 ° Rubrik Gegenwartsliteratur