Ratatatam - Literatur aus Vergangenheit und Gegenwart

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Pedro Mairal

Auf der anderen Seite des Flusses

Buchcover

Ich vermute, dass es nicht sehr viele Schriftsteller gibt, die eine Misere glaubwürdig, humorvoll und spannend zugleich schildern können. Pedro Mairal aus Argentinien kann das.

Mairals Kurzroman Auf der anderen Seite des Flusses erzählt die Geschichte des Schriftstellers Lucas, der Familie hat , die vom Einkommen der Ehefrau lebt. Er reist wegen finanzieller Vorteile nach Uruguay, um einen Vorschuss für Bücher abzuholen, die er trotz Schreibkrise zu schreiben beabsichtigt. Auf dem Weg dahin denkt Lucas überaus witzig über die Tücken und Überraschungen des Vaterseins nach und wundert sich darüber, was er alles nicht erwartet und vorausgesehen hat. Im Nachbarland angekommen, beginnt Lucas sich auf eine Affäre einzulassen, wobei äussere Umstände den mit schlechtem Gewissen geplanten Lustakt immer wieder verhindern. Am Ende steht er mit leeren Händen da. Ein Überfall erleichtert ihn um seinen Vorschuss just in dem Moment, in dem die Lust ihren Höhepunkt erreichen sollte. Er hat alles verloren, zugleich aber die Überwindung seiner Schaffenskrise gewonnen.

Wunderbar leicht erzählt, nimmt Pedro Mairal die profanen Dinge des Lebens unter die Lupe, macht Kehraus mit dem typisch männlichen Streben nach Glück und weiss dabei den Leser wunderbar kurzweilig und zugleich tiefgründig zu unterhalten. Voilá.

Ralph Segert ° 21. März 2020 ° Rubrik Gegenwartsliteratur