Ratatatam - Literatur aus Vergangenheit und Gegenwart

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Monika Helfer

Die Bagage

Buchcover

Da ist dieser besondere Ton von Monika Helfer, der sich grundgütig und mit umkreisender, behutsamer Distanz seinen Figuren nähert.

Die Bagage hat diesen einnehmenden, soghaften Ton. Der Kurzroman erzählt die Geschichte der einfachen und ungewöhnlich schönen Frau Maria, die abseits eines Bergdorfes lebt, welches selbst weit vom nächsten Städtchen liegt. Während des Ersten Weltkrieges muss sie allein mit ihren Kindern durchkommen, da ihr Mann Josef als Soldat eingezogen wird. Maria und ihre Schönheit stehen unter dem Schutz des Bürgermeisters, der sich Hoffnungen macht. Sie lernt einen Mann aus der Stadt kennen, der ihr Leben fast auf den Kopf stellt. Letztendlich bleibt sie ihrem Mann treu. Und dem Bürgermeister, von dem sie abhängig ist, begegnet sie mit einer Würde, die ihn in seine Schranken weist.

Tapfer wartet Maria in den Kriegsjahren auf die endgültige Rückkehr ihres Mannes Josef, der ihr mit jedem Fronturlaub etwas fremder wird. Maria gebiert in seiner Abwesenheit ein Kind und während ihrer Schwangerschaft verbreiten sich Gerüchte im Dorf, die auch Josef nicht entgehen. Dieses Kind wird durch lebenslange Missachtung des Vaters bestraft. Er redet nicht ein Wort mit ihr. Dieses Kind ist die Mutter der Autorin.

Ich freue mich für Monika Helfer, dass Die Bagage auf der Bestsellerliste des Spiegels steht. Ihr vorheriges Buch Schau mich an, wenn ich mit dir rede! war für den Deutschen Buchpreis 2017 nominiert und hat hierzulande leider nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die es auch verdient hätte.

Ralph Segert ° 03. Mai 2020 ° Rubrik Gegenwartsliteratur